Linie Aquavit

Beitrag vom Freitag, 07. April 2017

Aquavit – das Nationalgetränk der Skandinavier

Aquavit, auch Akvavit geschrieben, ist ein traditionelles Getränk in Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland. Abgeleitet wird es aus dem Lateinischen „aqua vitae“, was so viel wie das Wasser des Lebens bedeutet und einst synonym für alle Arten von Spirituosen verwendet wurde. Es lohnt sich sehr, diese hervorragende Spirituose zu kosten. Dies sollte auf Grund der hohen Alkoholpreise jedoch eher in Deutschland, als in Norwegen passieren.
Und falls Ihr nun nicht wisst, was Aquavit genau ist, kein Problem. Hier erfahrt ihr alles Wissenswerte über das goldgelbe Getränk des Nordens.

Die Geschichte des Aquavits

Die Herstellung von Brandwein ist in Europa seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Allerdings geschah dies lange Zeit ausschließlich für medizinische Zwecke. Produzenten waren daher vor allem Apotheken und Klöster.
In Skandinavien ist die Schnapsherstellung für Patienten für das 15. Jahrhundert belegt. Hauptzutat waren jedoch keine Früchte sondern Schießpulver.

Wann genau mit der Herstellung von Aquavit begonnen wurde, ist nicht belegbar. Der Begriff „aqua vitae“ fiel jedenfalls erstmals in einem einem Paket beigelegtem Brief, der den 13. April 1531 datiert. Abgeschickt wurde die Sendung von der norwegischen Festung Bergenshus in Bergen vom dänischen Diplomaten und Politiker Eske Bille. Adressat war der auf der Festung Steinvikholm bei Trondheim residierende Erzbischof Olav Engelbrektsson.
In dem Brief heißt es übersetzt in etwa: „…etwas Wasser mit Jonn Teiste, das sich Aqua vite nennt und das gleiche Wasser hilft gegen alle möglichen Krankheiten, die ein Mensch innen drinnen haben kann.“

Für das Jahr 1682 ist zum ersten Mal vom deutschen Alchimisten Johann Joachim Bechers die Verwendung von Kartoffeln als Hauptzutat belegt. Mitte des 18. Jahrhunderts rät Christopher Blix Hammer (1720-1804), der in Norwegen als der Vater des Aquavits gilt, den Bauern die eigenen Kartoffeln zur Brandweinherstellung zu nutzen, anstatt den Schnaps teuer im Ausland zu bestellen.
Auch in den anderen skandinavischen Ländern wurde der Aquavit immer beliebter. So sind für Dänemark für das Jahr 1800 ganze 2500 legale Brennereien vermerkt.

Der Herstellungsprozess

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Basiszutaten: Kartoffeln und Korn. Aus Kartoffeln wird das Getränk in Norwegen und Dänemark hergestellt, beeinflusst durch deutsche Importe, in Schweden hingegen aus Getreide. Diese Kunst des Brennens brachten angeblich schwedische Soldaten aus Russland mit, Anfang des 16. Jahrhunderts.

Zudem wird zwischen hellen (typisch für Dänemark) und dunklen (typisch für Norwegen) Aquavitsorten unterschieden.
Heller Aquavit, auch Tafelaquavit genannt, reift lediglich 3-6 Monate in Eichenfässern. Dunkler Aquavit reift oft mehrere Jahre in Eichenfässern und zeichnet sich durch einen runderen Geschmack aus.

Die Basis des Aquavits stellt ein neutraler Alkohol mit mindestens 96 % vol. dar. Der Alkohol wird mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen versetzt, wobei ein Hauptbestandteil Kümmel ist. Weitere Zutaten können sein:
Dill, Koriander, Fenchel, Zimt, Nelken, Sternanis, manchmal auch Zitronen- oder Orangenschalen

Die genaue Zusammensetzung des skandinavischen Nationalgetränks unterscheidet sich je nach Marke und Hersteller. Bei den einzelnen Rezepturen handelt es sich außerdem um Betriebsgeheimnisse. Schließlich soll das Getränk ja einzigartig bleiben. Im Anschluss erfolgt zunächst die Mazeration. Das bedeutet, dass das Alkohol-Kräuter-Gemisch noch eine Zeit lang durchziehen soll, damit der Geschmack abgegeben wird. Danach erfolgt zunächst eine weitere Destillation, danach wird der Aquavit entweder in Edelstahltanks oder Holzfässern zum Reifen gelagert. Bevor der Aquavit in den Handel kommt, wird er noch mit Wasser verdünnt, damit er überhaupt trinkbar ist. Der Alkoholgehalt beträgt schlussendlich zwischen 38 und 42 % vol. Alkohol.

Ich habe im Internet ein Rezept gefunden, mit dem ihr Aquavit mehr oder weniger selber herstellen könnt. Ihr findet es hier. Ein Versuch könnte sich durchaus lohnen. Probiert es doch einmal und sagt mir Bescheid, ob er so gut schmeckt wie das Original.

Welche Sorten gibt es?

Zunächst einmal gibt es sehr viele Sorten, sodass unmöglich ist, alle vorzustellen. Deswegen gebe ich euch einen kleinen Überblick. Um weitere Sorten kennenzulernen, werdet ihr wohl nach Norwegen fahren müssen, wo derzeit rund 300 Sorten produziert werden (Erhältlich im staatlichen Alkoholladen „Vinmonopolet“). Wobei es auch in Deutschland viele Marken bei ausgewählten Fachhändlern zu bestellen gibt. Die bekanntesten sind Bommerlunder oder auch Malteserkreuz Aquavit. Beliebte Sorten sind außerdem:

1. Aalborg Akvavit
Bekannter ist er wahrscheinlich unter dem Namen Aalborg Taffel Akvavit. Er wird seit 1842 produziert und gehört heute zum norwegischen Arcus-Konzern. Besonders angenehm empfinde ich den Geschmack von Orangenschale, der dem Getränk beigemischt wird.

2. Linie Aquavit
Diese Sorte ist eine ganz besondere Spezialität. Denn die Sherry-Fässer, in denen der Alkohol gelagert sowie transportiert wird, werden zweimal über den Äquator gefahren.
Gebrannt wurde der Aquavit das erste Mal 1780 von Catharina M. Lysholm und derm Namen Trondhiems Prøve. 1805 ging er als Schiffsballast mit auf Reisen in Richtung Indonesien. Bei der Rückkehr zwei Jahre später stellte man fest, dass der Aquavit einem Reifeprozess unterzogen wurde. Seit der Gründung der Lysholm Destille 1821 unternimmt jede einzelne Flache eine solche Äquator-Reise.
Interessant ist auch die Tatsache, dass auf jeder Flasche die genaue Reiseroute abgedruckt wird. Die genaue Geschichte hinter dem speziellen Vorgang könnt ihr in diesem Artikel aus der Berliner-Zeitung nachlesen.

Für jeden von euch, der Norwegen besucht, ist es gewissermaßen Pflicht, einen Schluck des Nationalgetränks zu kosten. Serviert wird er übrigens in einem vorgekühlten Schnapsglas mit einem langen Stiel. Denn nur so erwärmt ihr den Aquavit nicht mit euren Händen. Der Geschmack entfaltet sich am besten, wenn ihr das Getränk gekühlt und pur trinkt.

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