Plötzlich Sonne

Beitrag vom Dienstag, 09. Januar 2018

Das Glücksgefühl der Norweger

Im Grunde genommen ist das Seelenheil doch das, was hier auf Erden zählt! Die Norweger sind laut dem aktuellen »World Happiness Report« glücklicher als alle anderen Völker; die Lebenszufriedenheit scheint also nicht unbedingt mit den Außentemperaturen zu korrelieren. Unter den zehn glücklichsten Nationen befinden sich außerdem noch fünf weitere Länder im hohen Norden: Irgendetwas scheint also dort oben in der Luft zu liegen– und ich denke, ich weiß was es ist!

Deutschland hat es sich übrigens auf der weltweiten Glücksskala auf dem 16. Platz gemütlich gemacht, es gibt also noch einiges, was wir von den zufriedenen Norwegern lernen können. Natürlich sind unsere nordischen Mit-Europäer mit einer fantastischen Landschaft gesegnet, geschmückt mit imposanten Bergen, weiten Wäldern und einer schier unendlichen Zahl von tiefblauen Fjorden. Wilde Gebirgsflüsse und blühende Apfelplantagen peppen das Gesamtbild noch zusätzlich auf, doch seien wir mal ehrlich: Ähnliches haben wir in unserem Land doch auch, zwar nicht an jeder Ecke, aber immerhin gibt es viele verschiedene, schöne Landschaftsformen, wo wir uns erholen können. Das kleine Wörtchen »können« scheint aber genau das Problem zu sein, denn wann genau tun wir das schon?

Zahlreiche Norweger genießen jedenfalls regelmäßig die wunderschöne Natur um sich herum, vorzugsweise gemeinsam mit Freunden und einem Rucksack voll Proviant, um bloß nicht so schnell nach Hause zurückkehren zu müssen. In der kalten Jahreszeit ist es natürlich der Wintersport, der die Menschen nach draußen zieht, hinauf in die Berge und ab auf die malerische Langlaufpiste! Doch das Wandern erfreut sich einer ähnlich großen Beliebtheit, sogar bei Regen und Schnee lassen sich die eifrigen Naturfreunde nicht von ihrem Hobby abhalten. Erstaunlich viele Einwohner Norwegens besitzen irgendwo eine eigene einsame Hütte, entweder in den Bergen oder an einem Gewässer – vielleicht auch beides in Kombination. Da es sich allerdings um ein sehr aktives Völkchen handelt, ist Hüttenurlaub immer damit gleichzusetzen, Tagesauflüge in die Umgebung zu unternehmen, Mountainbike zu fahren oder mit dem Boot auf den Fjord hinaus zu paddeln. Jede sich bietende Gelegenheit zur Erholung wahrzunehmen, das zeichnet die Norweger aus, und für sie bedeutet das nicht, vor irgendeinem Display abzuhängen. Und ja, Naturerlebnisse machen tatsächlich glücklich, das könnt ihr gern selbst ausprobieren!

 

Im Endeffekt bringt es diese Art der Lebenseinstellung unweigerlich mit sich, dass die sogenannten »kleinen Dinge des Lebens« verstärkt an Bedeutung gewinnen: der blaue Himmel über uns, die warmen Sonnenstrahlen, die Hand des Freundes in der eigenen Handfläche; das allein definiert für den Durchschnitts-Skandinavier bereits »Glück«. Wenn der Frühling seine ersten Blüten treibt, ein Regenbogen am Himmel leuchtet oder der Duft nach Schnee in der Luft liegt, dann öffnet sich das norwegische Herz und die Alltagssorgen schmelzen dahin! Das Beste daran: Diese Dinge lassen sich nicht mit Geld kaufen, sie stehen jedem frei zur Verfügung. Darum konzentrieren sich die Norweger auch gar nicht so sehr auf den schnöden Mammon, ganz im Gegenteil: Während ihre europäischen Nachbarn im Süden auf den Gehaltszettel starren, liegen die Norweger bereits relaxed an ihrem Lieblings-See in der Sonne oder erklimmen einen Berg, den Himmel stets im Blick. Der entspannte Umgang mit dem Geld bedeutet jedoch nicht, dass die Nordmänner nicht auch hin und wieder den monetären Reizen erliegen. Die Norweger haben daher auch ein spezielles Verhältnis zum Glücksspiel, so sind hier nur wenige Online-Plattformen vertreten, die jedoch von den Menschen sehr gut aufgenommen werden. Im Angebot findet sich hier das gesamte Sortiment: von klassischen Casino-Spielen über Automaten bis hin zu Sportwetten, Lotto oder anderen Nischenprodukten wie Keno. Denn obwohl das Monetäre nicht im Vordergrund steht, erfreut es die Norweger doch zu spielen. Dies bedeutet nicht, dass für die sympathischen Skandinavier das Geld völlig in Vergessenheit gerät und der Lotto-Jackpot gähnende Leere aufweist, sondern nur, dass eine sehr viel relaxtere Mentalität herrscht, die der Höhe des Bankkontos eine eher untergeordnete Bedeutung zumisst.

Die Basis dieser entspannten Einstellung zum Geld liegt in dem tiefen Urvertrauen, das die Norweger ihr Eigen nennen. Sie wissen genau, dass ihr Land über große Ressourcen verfügt, außerdem gibt es hier kaum Armut und eine nur geringe Arbeitslosigkeit. Wer einen Job hat, der darf sich auch über ein recht hohes Einkommen freuen, die Gehaltsunterschiede sind vergleichsweise gering. Der soziale Abstieg gehört also nicht zu den Schreckgespenstern dieser zufriedenen Gesellschaft, sondern die meisten Menschen dürfen sich sehr sicher sein, auch in Zukunft von einer tragfähigen finanziellen Absicherung zu profitieren. Dieses Sicherheitsgefühl macht schlichtweg glücklich, vor allem, wenn die betroffenen Personen sich dann noch in ein solides soziales Umfeld eingebettet wissen. Und da Norweger sehr viel Wert auf Beziehungen legen, ist kaum jemand von ihnen wirklich allein, sondern fast jeder hat Nachbarn, Kumpels oder Kollegen, auf die er sich fest verlassen kann.

Das Vertrauen in die Regierung und ihre Behörden fällt in Norwegen sehr viel größer aus als in vielen anderen Ländern. Polizei und Justiz, so die allgemeine Meinung, machen ihren Job gut; die Gesellschaft fühlt sich geschützt. Dies hat zur Folge, dass auch den Mitmenschen mehr Vertrauen entgegengebracht wird, man beäugt den anderen eher selten mit Argwohn, sondern geht zumeist offen und freundlich aufeinander zu. Ein entspanntes menschliches Umfeld lässt ganz automatisch das Glücksgefühl wachsen: Wer morgens bereits lächelnden Menschen begegnet, neigt eher dazu, selbst zu lächeln. So greift eines ins andere, und es ergibt sich ein wundersames Geflecht der Zufriedenheit, welches sich durch das Leben der Norweger zieht und niemanden unberührt lässt.

Und dann wäre da noch dieser Optimismus, der unbedingte Wille, das Glas als halb voll anzusehen! Im Norden des Landes herrscht zwar im Winter eine lang andauernde Dunkelheit, doch vergleichen die Norweger sich gern mit den Finnen und stellen dabei fest, dass sie es doch noch richtig gut haben. Ganz nebenbei belegt Finnland beim diesjährigen World Happiness Report den gar nicht mal so üblen 5. Platz, befindet sich damit also zwar hinter Norwegen, aber weit vor den meisten anderen Nationen dieses Erdballs, die mit sehr viel mehr Sonne gesegnet sind! Wir lernen an dieser Stelle, dass der Sonnenschein nur eine winzige Glückskomponente von vielen darstellt, die sich allerdings als rares Gut umso intensiver genießen lässt. Das wäre sicher auch ein gutes Rezept für uns Deutsche: nicht so viel über den Regen meckern, sondern sich vielmehr von den schönen Tagen verzaubern lassen!

Eines fällt hier besonders auf: Die meisten genannten Glückselemente sind hausgemacht. Praktisch ist dabei, dass so viele Menschen mit ähnlicher Grundeinstellung auf einem Fleckchen Erde leben und sich gegenseitig mit Glück anstecken: Dadurch entsteht eine glückliche Gesellschaft, die sich im Großen und Ganzen sicher und wohl fühlt, geborgen in einer herrlich natürlichen Umgebung, ausgestattet mit vielerlei sozialen Fangnetzen und einer Antenne dafür, wo es noch mehr Zufriedenheit zu holen gibt. Optimismus und Offenheit gehören ganz sicher auch zu den Zutaten des norwegischen Glückssüppchens, doch ob diese beiden Eigenschaften nun aus der Seligkeit geboren werden oder die Basis dafür bilden, das ist noch nicht ganz geklärt.

Abgelegt unter

Nächster Artikel

Vorheriger Artikel

Lesetipps

Unsere Empfehlungen