Troendersk

Beitrag vom Donnerstag, 09. Januar 2014

Dengnordersk

Dengnordersk? Fragt ihr euch jetzt: Was will uns der Autor damit sagen? Ich werde es euch verraten. Das ist meine Sprache. Hab ich entwickelt und verfeinere ich jeden Tag hier ein bisschen mehr. Das Coolste ist: Die tollen Menschen um mich herum verstehen mich sogar.
Und was ist das nun genau? Nun… zu aller erst: Wer mit dem Begriff Denglisch, der den ersten Teil in Dengnordersk ausmacht, nichts anfangen kann, dem kann ich nur das Lied von den Wise Guys wärmstens ans Herz legen. Um Dengnordersk zu verstehen muss man dann noch im Hinterkopf behalten, dass ich ja Englisch studiert habe und daher weit mehr als die üblichen verdächtigen Wörter auf Englisch kommen statt auf Deutsch. Schon wenn sonst nur Deutsch gesprochen wird.
Sicher habt ihr den nächsten Teil schon erraten. ‚Nor’ steht natürlich für Norwegisch. So langsam nistet sich diese Sprache nämlich ganz fest in meinem Herzen ein und ich weiß jetzt schon, dass es mir schwer fallen wird, sie irgendwann nicht mehr täglich zu hören und zu sprechen. Die Vergleiche, die ich anstellen kann, weil Deutsch, Englisch und Norwegisch zu einer Sprachfamilie gehören, begeistern mich wahnsinnig. Durch so etwas versteht man wie sehr Sprachen leben und was für ein Wunder sie sind. Es sind so komplexe Gebilde und dennoch ist es dank ihnen möglich, dass 2 Menschen sich verständigen. Das größte Wunder ist dann für mich, wenn es mit Hilfe von 3 Sprachen klappt.
Man möchte ja meine, mit dreien wäre es dann getan. Ich muss hier sehr oft daran denken, wie Martin mir eine Sammlung von Zungenbrechern gegeben hat. Einer von ihnen:

Æ e i a. Æ e i a o.

Damit saß ich im Zug nach Leipzig und dachte: Die weisen mich ein, wenn ich das noch länger versuche laut zu sagen. In der nächsten Norwegischstunde hab ich ihn dann gefragt, ob das ein Scherz ist. Und Martins Antwort war: „Nein! Das ist kein Scherz. So sprechen sie da wo du hingehst.“ (Nur so nebenbei: Sorry, dass ich dir nicht geglaubt habe. :D)
Ja! Es ist wahr. So wird hier bei uns gesprochen. Das ist Trøndersk! In den ersten Wochen beängstigend schwer zu verstehen, bis ich raus hatte, was sie hier mit den Vokalen anstellen. (Nicht, dass die Konsonanten verschont blieben, aber die versteht man meist, wenn sie nicht verschluckt werden. Das passiert aber praktischerweise am Ende vom Wort und das kann ja für einen nur gut sein, weil man es dann immer auf’s Trøndersk schieben kann, dass man die Endungen von Wörtern durcheinander bringt. :D)
Da hat man nun also endlich nach mehreren Norwegischkursen verstanden, dass ‚u’ ‚ü’ ausgesprochen wird. Wie zum Beispiel im Wort ‚hun’ (Deutsch: ‚sie’). Und was sagen meine Liebsten hier? ‚Hu’ ohne ‚n’ und ganz eindeutig ohne ‚ü’. Und das ist nur ein Beispiel. Ganz nebenbei gibt es dann auch noch ganz eigene Wörter oder Versionen von Wörtern, die doch stark abweichen von dem, was da in meinem Lehrbuch steht. Da wäre zum Beispiel das nette ‚ikke’ bei dem man am Anfang vom Lernen denkt, man würde Berlinern wenn man etwas negiert. Das wird hier zu ‚it’ oder ‚itsch’, wahlweise auch ‚itsche’. Wer jetzt denkt, dass eine das doch zum Wahnsinn treiben müsste, hat weit gefehlt. Zu mindest mich treibt’s das nicht. Wie es um die anderen steht, die versuchen müssen mich zu verstehen, kann ich natürlich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen. Aber ich hab das hübsche Trøndersk glatt mit aufgenommen. Spätestens als ich mir nach einer Woche Oslo ein Loch in den Bauch freuen konnte, weil jemand neben mir „Æ veit itsch!“ (Ich weiß nicht.) gesagt hat, war es ganz deutlich.
Ich sage hier immer, naja, ich muss es sprechen, um es besser zu verstehen. Aber die Wahrheit ist, dass ich es einfach schön finde. Aber ich kann’s natürlich nicht ordentlich und sobald Wörter fehlen, spring ich auf Englisch um und manchmal passt einfach der deutsche Satz am besten zur Situation. Und kommen wir dann an? Genau: Dengnordersk!

PS: Sorry, an alle meine lieben Norweger: Ich weiß, das ist nicht die standardisierte Trøndersk-Schreibeweise. Die Laute sollten rauskommen.

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