Aljt aarne sae

Beitrag vom Sonntag, 29. März 2015

Humorkommune oder – Lokalpatriotismus ist mir ja komplett fremd

Neues von Maria aus Hemne:

Möglich, dass ich das schon einmal erwähnt habe: Unsere Kommune hat 2480 Einwohner!!! Man möchte doch meinen, dass da EIN Humorfestival mit Unmengen Mitwirkenden alle zwei Jahre so einen Ort schon genug auf Trapp hält. Aber „nei da“! Sie können auch nicht ohne in dem Jahr, das dazwischen liegt. Also: Eine Humorrevue muss her.
Und dann in Höchstqualität! Die ging nun vor einigen Woche über die Bühne. Tanz, Gesang, 20 Nummern mit fantastischen Texten, eine rekordverdächtige Umbauzeit, Lifeband, 3 Vorstellungen an 2 Tagen, 28 Seiten Programmheft, Licht und Ton auf den Punkt, wochenlange intensive Vorbereitung bis spät in die Nacht und der Saal gerappelt voll (Der Witz des Abends hätte fast sein können: „Ist hier noch Platz?“). Auch das ist ja erstaunlich. Eine Woche vorher sah es fast so aus, als wäre keine Karte mehr zu bekommen und da war der Kartenvorverkauf noch nicht so lange in Gang. Man könnte ja annehmen, dass das potentielle Publikum im Ort irgendwann mal übersättigt ist. Aber nein! Und nach diesem Abend wundert mich das nicht mehr (Und nö! Ich bin nicht lokalpatriotisch. Gar nicht!).

Wikingerweisheiten oder: Wie man das Leben liebt und genießt ganz egal was und wie!

Ich gebe es ganz ehrlich zu, es fällt mir schwer – manchmal sehr schwer sogar – die Zeit hier zu genießen. Ich habe ständig die tickende Uhr im Hinterkopf. Es sind nur noch vier Monate. Ich könnte mich dafür ohrfeigen, aber es ist leider so.
Aber in letzter Zeit sind mir einige Weisheiten hier zur Hilfe geeilt. Also teile ich heute norwegische Weisheiten mit euch.
Es gibt zum Beispiel einen Ausdruck, der besagt: „Man muss Freude mit Trauer bezahlen“. Im ersten Moment klingt das vielleicht sehr negativ. Aber ich lese es eher so, dass es eben zwei Seiten einer Medaille gibt und durch all das Schöne, was ich hier erleben darf, fällt es eben umso schwerer zu gehen. Es ist das Schöne, was es so schwer macht und dafür kann ich eigentlich nur dankbar sein.
Was ich selbst herausgefunden habe und was wirklich Wunder wirkt, sind verrückte Pläne. Vor ein paar Wochen war ich drei Stunden lang beim Spinning. Ich hatte das vorher noch nie gemacht! Total verrückt, aber ich habe mich schon tagelang vorher riesig drauf gefreut und am Ende hat es auch richtig viel Spaß gemacht. Ergo: Her mit den verrückten Plänen und Ideen! Ich bin dabei! Wer ist für 10 Tage 10 Berge? :D
Und dann die Regel der Kommune überhaupt: „Alles kommt schon in Ordnung“ (oder auf Hemnværing: Aljt årne sæ. (alt ordner seg)). Letztens habe ich als Variante davon gehört: „In der Regel gehen Sachen gut“. Dass ich mir zu viele Sorgen um Sachen mache, ja das weiß ich ja. Aber dieses Urvertrauen, das sie hier zum Teil haben, ist so wunderschön und faszinierend. Sie haben mir davon schon eine riesige Menge mitgegeben. Ich merke es regelrecht jeden Tag, wie viel ruhiger und gelassener ich bin. Ha, ich höre einige hier laut lachen. Ruhig? Maria? Jaaaa! Stellt euch das vor! Ich kann noch schlimmer! :D Aber das noch weiter zu perfektionieren, das werde ich in jedem Fall sehr intensiv versuchen.

Goooooooold, und das in Massen

Was haben die Norweger eigentlich an den letzten Wochenenden so gemacht? Die Antwort ist glasklar. Egal wo sie waren und egal was so los war: WM-Schauen war das eigentlich das Wichtige. Zum Glück haben sich Petter Northug, Marit Bjørgen, Rune Velta und Co ja auch wirklich gut geschlagen. Wer sieht, wie die vor dem Fernsehersitzenden bei der ganzen Sache mitleiden, kann ihnen eigentlich nur noch mehr Gold wünschen. Man fängt dann echt auch an für die eigenen Athleten mitzufiebern selbst wenn man sonst da gar nicht sooooo hinterher ist. (Oder eigentlich – wie mein australischer Kollege es so passend ausgedrückt hat – beim Langlauf eher das Gefühl hat Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Komisch, dass nun gerade wir zwei zwischen durch alleine vor dem Fernseher saßen und die Norweger alle etwas anderes zu tun hatten. :D )
Das Gold im Skispringen hat dann zum Glück zur Ehrenrettung für den deutschen Wintersport beigetragen. Und so gingen das ganze Wochenende Gratulationen von einem zum anderen hin und her. Schön, wenn man zwei Nationalhymnen mitsingen mag.

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