Silberschmuck fuer die Tracht

Beitrag vom Donnerstag, 22. Mai 2014

Nachtrag zum Nationalfeiertag – Rezept zum 17. Mai

Welche Zutaten braucht man für den perfekten 17. Mai?

– Ein hübsches tettsted (Ortschaft) – Im Idealfall meinen Ort: Kyrksæterøra. Natürlich ganz in rot-weiß-blau, den norwegischen Nationalfarben.

– Sonne – nach einer Woche nur Regen und Grau, einfach ein Segen!

– Eine Kystdrakt!!! (Küstentracht) – Nein, nein, nein! Cinderella hat sich auf keinen Fall auch nur halb so … hach… gefühlt, wie ich, als ich vor dem Spiegel stand. Dass ich mir so etwas Wunderschönes ausleihen durfte, war einfach ein wahnsinniges Geschenk! Hab sie gerade mit schwerem Herzen wieder zurückgegeben.

– Ein paar Norweger wären nicht schlechtauch hier ein Idealfall: alle meine Kollegen, Chormitglieder und Schüler.

– Einen Umzug mit allen, allen, allen durch besagtes tettsted – Hipp, hipp hurra for Norge! Dass einige meiner Schüler am nächsten Tag auch nur ein Wort rausgebracht haben grenzt an ein Wunder.

– Einen Plan – Fotos von und mit jedem meiner Lieben hier zu machen. Und ich habe es fast geschafft. Alle, die ich nicht erwischt habe: Seid gewarnt! Ihr kommt auch noch dran.

– Eine Feier – mit Freilichtgottesdienst, Chorauftritt und einem Festakt, der sich mehr wie eine übergroß geratene Geburtstagsfeier anfühlt. Dazu passt auch das „Gratulerer med dagen“, das man eigentlich bei Geburtstagen wünscht und offensichtlich auch zum Nationalfeiertag.

– Ein Chinarestaurant – Und liebenswerte Begleitung. Chinesische Küche nicht traditionell genug??? Naaaa, ich hab da so einige Norweger in dem Restaurant gesehen… :D.

– Eine Überdosis Eis – In meinem Fall Blaubär-Schokokeks! Hmmmm! Bauchschmerzen danach sind traditionell einkalkuliert!

Und dann hilft es sicher sehr, wenn es sich um die 200-Jahrfeier des Grundgesetzes handelt und dadurch alles gleich noch etwas größer ausfällt. Was für ein Anblick! All die schönen, verschiedenen bunads (die norwegische Tracht, die von Ort zu Ort anders ausfällt). Hemne og Aure, Trønder, Meldal,…

Von 4 bis 94 Jahren. Sie schaffen es auf eine Weise zu Feiern, die inkludiert, nicht vordergründig abgrenzt. Beides Mechanismen, die Nationale Identität formen. All die schönen Kulturstudientheorien aus meinem Studium ließen sich wunderbar am lebenden Beispiel beobachten. Am aller schönsten ist aber, dass ich einen Beweis bekommen habe, dass nichts Gefährliches am Gefühl einer nationalen Identität sein muss und dass man sich hier als Teil fühlen kann, ohne in Norwegen geboren zu sein. Ich habe mich willkommen gefühlt. Nicht etwa verkleidet in einer norwegischen Tracht oder fehl am Platze mit einer norwegischen Flagge in der Hand oder der Nationalhymne auf den Lippen. Nationale Identität ist ein Teil persönlicher Identität. Sie sind beide verwoben und beeinflussen sich gegenseitig. Auf ihre Fähigkeit nationale Identität auf eine Weise zu empfinden, die nicht daran geknüpft ist, dass jemand anderes sich nicht ebenfalls verbunden und willkommen fühlen darf, kann jeder von ihnen ganz persönlich stolz sein. Und ich kann nur hoffen und wünschen, dass auch andere Menschen, Gemeinschaften, Nationen ihre Wege zu einer solchen Einstellung finden.

Ohne das würden alle anderen Zutaten im Rezept nichts bringen.

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