Maria – zurueck

Beitrag vom Freitag, 09. Januar 2015

Zurück!

Nach knapp 2 Wochen Weihnachtsferien in Deutschland bin ich wieder zurück in Norwegen, in meinem kleinen, großen Wunderort, den ich immer so vermisse, wenn ich weg bin.

Also, was ist übrig von der Romantisierung? Jetzt, wenn ich noch ein bisschen diesig im Kopf bin von meinem Sturz durchs Kaninchenloch, komme ich vielleicht auf eine Art realistischen Vergleich? (Das beschreibt hoffentlich klar und deutlich wie wahnwitzig dieses Vorhaben ist, aber so bekomme ich vielleicht ein Date mit dem verrückten Hutmacher.)

Okay, was ist mir also aufgefallen? Ganz unparteiisch:

Es ist still. Meine Ohren waren so wenig daran gewöhnt, dass sie mir eine Viertelstunde lang Ambulanzsirenen vorgegaukelt haben. Ganz leise und unterschwellig. Mehr oder weniger mitten im Nirgendwo. Und auch jetzt noch einigen Stunden hier höre ich noch manchmal ein bisschen, um zu hören, ob ich was höre. Nichts. Nur ab und zu eine Böe mit Wind und Schnee vor dem Fenster. Wie aufs Stichwort klingelt das Telefon (Als ob ich’s planen oder einfach schreiben würde. Aber ihr wisst doch, dass ich so was nie tun würde, oder? :D)

Okay, was fällt noch auf? Es ist dunkel. Keine Überraschung, die Sonne geht immer noch früher unter, als in Deutschland. Aber das wussten wir ja. Es ist aber auch noch eine andere Dunkelheit. Eben weniger Lichtverschmutzung. Es ist angeblich sogar schwierig mein Bad zu finden, ohne das Licht anzumachen. :D So ein bisschen erinnert mich das an die eine Nacht in einem Dorf in Indien weit, weit draußen. Da konnte ich ganz im Ernst nicht die Hand vor Augen sehen, währen unsere Guides noch wunderbar zurecht kamen. Wie extrem gewöhnt wir an Licht sind!

Und was noch? Ach ja, dann mal noch so ein Adler über uns kurz nach dem Kommuneschild. :D Leider noch kein Eis zum Schlittschuhfahren auf dem Rovatn, aber sonst wunderbare weiß gezuckerte Berge die alle rufen: Mary! Noch ein halbes Jahr! Komm endlich!

Und nun? Naja, Kopf in den Sand stecken und denken: NUR NOCH EIN HALBES JAHR!!! oder: Nehmen was wir kriegen können. Die Dunkelheit, die zu Kerzenschein einlädt, die Helligkeit, die bald wiederkommt, die Stille und das Durchatmen, das sie mitbringt und das sprühende, laute Leben an der Schule. Klingelnde Telefone mit Nachrichten über Neues, das ansteht. Dreimal dürft ihr raten…

Ernsthaftes Fitnessproblem

Einige erinnern sich vielleicht an die Enthüllungen darüber wie Norweger so fit bleiben. Richtig das war die Sache mit dem Schneeschieben. Und hier kommt das Problem: Dies Jahr ist das nicht so recht was mit dem Schnee. Also kein Schneeschieben. Und ich habe so liebe Kollegen, dass ich ziemlich oft in Autos sitze im Moment. Außerdem hilft es wohl nicht, wenn es schon so schön dunkel ist, wenn man von Arbeit heimkommt. Da ist es schön, die Kerzen anzuzünden und einfach auf dem Sofa zu sitzen. Ganz und gar nicht hilft, dass ich norwegische Schokolade mag und noch Julebrus in meinem Kühlschrank habe.

Als Sahnehäubchen beruhige ich mich dann noch damit, dass ich einmal in der Woche schwimmen gehe und dass ich in der Schule ja viel laufe. Wenn nur Schlittschuhlaufen ginge. Aber nach den Wetterverhältnissen geht das gerade wohl nur auf dem Schulparkplatz.

Nach der vielen Weihnachtsfaulenzerei und –futterei freu ich mich aber auf ein Wochenende mit ein bisschen Bewegung. Liebes Wetter, kannst du das möglich machen. Und lieber innerer Schweinehund, kannst du nicht einfach mal alleine auf meinem Sofa sitzen?

Bringt Weben am Morgen auch Kummer und Sorgen?

Na? Wer hat alles so einen Teppich zuhause? Mit vielen Farben und ziemlich rutschig, wenn nicht ein Tisch drauf steht und ihn fest hält? Durfte ich in Deutschland nicht haben. Ausrutsch-und-Kopf-irgendwo-aufschlagen-Gefahr zu groß.

Ich weiß jetzt, wie diese Teppiche entstehen. Verarbeitet werden dazu alte Stofffetzen von Bettlaken, Tischdecken, Klamotten, soweit ich es verstanden habe, geht alles. Ich durfte meiner lieben Vermieterin beim Weben zusehen.

Dabei sind wir auf Weben als Kunst gekommen und das war eine Entdeckung. Ich hatte natürlich noch nie von Hannah Ryggen gehört. Sie war eine 1894 geborene norwegische Künstlerin, die in ihren gewebten Bildern unter anderem auch ihre politische Meinung ausdrückt. Kritische Webereien. Das hatte ich wirklich noch nie gehört. Teilweise sind die Webereien übermannsgroß und verschiedene Stücke zusammengewebt. Die Webereien müssen dann auch nicht mehr rechteckig sein.

Ich habe mir jetzt fest vorgenommen mir in Trondheim einige dieser Webereien im Original anzusehen. Horizont eindeutig geweitet.

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