Schuechterner Berg

Beitrag vom Donnerstag, 12. Februar 2015

Es gibt sie tatsächlich!

Nach anderthalb Jahren, jetzt doch gefunden. In Deutschland und auch hier wurde ich immer mal wieder gefragt, ob ich sie denn nun so schüchtern und zurückhaltend erlebe, die Norweger. Bis jetzt hatte ich eigentlich nie dieses Gefühl. Weder in der Schule noch im Privaten. Alle waren sehr offen und immer gleich interessiert und sind mir schnell entgegengekommen.
Aber jetzt am Wochenende war Fest und mein Chor hat ausgeholfen mit Servieren und da konnte ich beim Verkauf von Getränkegutscheinen wunderbare Sozialstudien betreiben. Das Fest war von unserem Fußballverein. Wer hatte das gedacht? Dass sie sich unter den Fußballern befinden! Ehrlich gesagt hätte ich gar nicht gedacht, dass ich sie überhaupt noch finde. In meinem humoristischen Hemne schienen alle dann doch eher – zu meiner großen Begeisterung – Stereotypen so einen ganz bestimmten Finger zu zeigen (Nein! Nicht den von Facebook!).
Aber nun eben doch. Schüchterne Norweger! Wortkarg bis keine Reaktion, selbst wenn sie ja so einen Getränkegutschein gern haben würden. :D Tipps: Wenn man scherzt, gaaaaanz lange anschauen und bis über alle beide Ohren grinsen, dann geht es. Das aller lustigste ist eigentlich, dass sie glatt weg mit Alkohol noch schlimmer werden. Sollte der nicht Hemmschwellen senken? Jetzt weiß ich: Es klappt nicht bei allen. Besonders Männer unter 40 scheinen da stark betroffen zu sein.
Tut mir leid, meine Lieben, dass ich mich hier jetzt doch ein bisschen lustig mache, aber ihr hättet das auch putzig gefunden. Kommen, geben mir ne Karte und dann soll ich raten. :D Und dann macht die Komische an der Kasse auch noch Scherze. Ne, na das geht ja nu gar nicht. Aber es macht so einen Spaß, sie dann herauszufordern und aus der Reserve zu locken. Gemein, oder? Ich schäm mich gleich morgen ein bisschen. Also: Ja, es gibt sie. Die schüchternen Norweger. Aber bei weitem nicht in so rauen Massen, wie es uns immer vorgegaukelt wird.

Ohne Humor können wir nicht

Was machen „wir“ Hemnværinger eigentlich in dem Jahr, in dem es kein Humorfestival gibt? In der Sonne liegen, Ruhe genießen, ein Buch lesen (ein humoristisches natürlich) und auf Tour gehen? Aber so fast ganz ohne Humor? Hm… Naja, unsere Abschlussklassenschüler, die russen genannt werden, machen ja jedes Jahr eine Revue, also eigentlich sind wir ja vielleicht versorgt.
So habe ich zu mindestens gedacht, bis vor so ca. zwei Wochen. Da habe ich erfahren, dass ein Kollege, der schon beim Humorfestival sehr aktiv mitgewirkt hat, bei der Hemnerevue mithilft. Hemnerevue?! Da war die Antwort! Und die Antwort war: Nein! Ohne Revue und Humor geht es nicht. Ganz einfach!
Aber so ganz falsch liege ich dann mit meiner ersten Idee doch nicht. Die Revue ist nächste Woche. Da bleibt im Sommer sicher genug Zeit für’s in der Sonne liegen, Ruhe genießen, ein Buch lesen (ein humoristisches natürlich) und ohne Frage auf Tour gehen.

Comenius – Besuch

Eine spannende, interessante und volle Woche liegt hinter uns. Wir hatten Besuch von Schülern und Lehrern unserer Comenius-Projekt-Partnerschulen. Wir haben hier ein Wahlfach mit dem Titel „Internationale Zusammenarbeit“. In diesem Wahlfach führen wir ein Projekt durch, das über das Comenius-Programm gestützt wird und an dem in unserem Fall fünf Schulen aus fünf Ländern (England, Finnland, Island, Deutschland und wir in Norwegen) teilnehmen.
In dem Projekt verfilmen wir alte Geschichten aus jedem der Länder. Bis jetzt haben wir schon mit King Arthur (England), der Laxdæl Saga (Island) und Sieben Brüder (Finnland) gearbeitet. Hier bei uns haben wir jetzt mit Veiviseren gearbeitet. Veiviseren ist eine Sami-Legende, die in 1987 verfilmt wurde und in 1988 einen Oskar gewonnen hat. Im April reisen einige Schüler und Lehrer dann nach Deutschland und arbeiten mit der Nibelungen Saga.
Für die Lehrer ein riesiger Aufwand und auch die Schüler sind sehr gefordert, aber ich habe letzte Woche gesehen, dass es das alles wirklich so wert ist. Unsere Schüler haben unglaublich viel Englisch gesprochen. Es war ein Riesengewinn. Und nicht nur für unsere Schüler, die am Projekt teilnehmen. Viele haben Kontakt gesucht und hatten Spaß an diesem Besuch. Ich konnte die deutschen Schüler und einen Lehrer mit in meine Deutschklasse nehmen und wir konnten so viele Erfahrungen austauschen, Fragen stellen und Deutsch sprechen und hören.
Besonders interessant waren die Geschichten über die Sami, die wir in Trondheim im Museum gehört haben. Ein schwarzer Fleck in Norwegens Geschichte, der bis heute erschreckende Kreise zieht und ich hoffe sehr, dass nicht nur bei mir ein Bewusstsein dafür geweckt wurde.

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