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Beitrag vom Samstag, 20. Juli 2013

Sigmund Loevasen: Mamsell Iversen

Krimi:
Hundstage in einem kleinen Dorf der norwegischen Hedmark, vor fast 100 Jahren. Die Lindstad Pauline wird übel zugerichtet im Moor gefunden. Verdächtige gibt es viele, allen voran die Wölfe. Aber der Doktor hat eindeutig Messerstiche gefunden. Also muss es wohl der Waldgänger gewesen sein, der Grønlien Artur, der aus einer unglücklichen Ehe in die Berge geflüchtet ist, wildert und Vieh stiehlt. Oder der Neider-Karl, den keiner mag und der sich seit Jahren mit der Pauline um die kostbaren Multebeeren im Moor streitet. Oder gar die eifersüchtige Frida, die mit der Pauline auf Lindstad lebte. Was auch passiert ist, eins ist klar: Der Teufel muss die Hand im Spiel haben. Die Einzige im Dorf, die die Sache mit etwas Abstand betrachten kann, ist die Iversen Berte, die alle nur Mamsell Iversen oder einfach «die Mamsell» nennen. Sie ist nämlich eine Zugereiste und lebt allein. Sie webt, näht und strickt für die Leute und steht im Ruf, das älteste Gewerbe der Welt zu betreiben. Das macht sie ebenso verdächtig wie mächtig. Dabei schickt sie die geilen jungen Kerle stets heim und «fakturiert» nur noch zwei, drei grosszügige Liebhaber. Nicht nur wegen ihres Rufes gehört die Mamsell ebenfalls dem grossen Kreis der Verdächtigen an. Die Stimmung ist vergiftet, und weitere grausliche Dinge geschehen. Unschuldige landen im Gefängnis, ein Kuhreihen löst eine wilde Stampede aus, die alles verändert. Kein Wunder, dass Endzeitstimmung aufkommt und viele sich auf den Jüngsten Tag vorbereiten – jeder auf seine Art. Sigmund Løvåsens dritter Roman ist eine historische Krimi-Burleske. Dabei verknüpft der Autor Geschichten und Mythen seiner Heimat mit einer Erzählfreude, die an den magischen Realismus Lateinamerikas erinnert. Als Quelle nennt er vor allem Geschichten, die ihm sein Großonkel erzählt hat. Mamsell Iversen ist ein amüsantes Sittengemälde, dem es nicht an Tiefgang fehlt.

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