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Beitrag vom Mittwoch, 12. Dezember 2018

Lussi und Weihnachtstrolle – Die mystische Weihnachtszeit

Die Feier der Geburt Jesu kann in Italien bis in das 3. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Die Tradition wurde im Zuge der Christianisierung Norwegens übernommen. Das Weihnachtsfest ersetzte zunehmend das heidnische Opferfest jólablótet. Im norwegischen Gulating-Gesetz aus dem Jahr 900 ist zu lesen, dass Bier gebraut werden muss, zunächst zu Thors, später, ab dem 11. Jahrhundert, zu Christus Ehren. Ab dem 16. Jahrhundert kam es auch in Norwegen in Mode, den Kindern am Weihnachtsfest Geschenke zu überreichen. Meist waren es praktische Gaben, wie Kleidung oder Schuhe.

Die Vorstellung einer allgemein freundlichen Weihnachtszeit, mit einem Weihnachtsmann mit Rauschebart und knuffigen Wichteln, hat jedoch im Norden keine lange Tradition. Erst Mitte / Ende des 19. Jahrhundert gelangten aus Mitteleuropa die Geschichten von dem netten, Gaben bringenden Herren in den Norden, woraufhin sich eigene Legenden herausbildeten. Der Joulupukki, so hieß es fortan, lebe angeblich in Finnland, auf dem Berg Korvatunturi („Ohrberg“), von wo aus er die Wünsche der Kinder hören kann, oder gleich im Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi. Der Jultomte in Schweden hat, so sagt man sich, sein Zuhause angeblich in Mora am Siljansee. Und der norwegische Julenisse hält sich am See Nisser („Wichtel“) bzw. in Drøbak am Oslofjord auf. Vermischt wurden meist die Figuren des Heiligen Nikolaus von Myra, des Weihnachtsmanns an sich, der erstmals im 1835 im von Hoffmann von Fallersleben herausgegebenen Lied Morgen kommt der Weihnachtsmann belegt ist, und des auf allen norwegischen Höfen anzutreffenden Hofwichtels (fjøsnisse). Dieser sollte vor allem auf die Tiere aufpassen und darauf achten, dass den Bewohnern kein Ungemach widerfuhr. Für die Mitte des 19. Jahrhunderts ist es in Norwegen belegt, dass dem Wichtel am Weihnachtsabend als Dank Grütze vor die Tür gestellt werden musste. Vergaß man dies, konnte dies schlimme Folgen haben. Für die Mitte des 19. Jahrhunderts ist auch das Aussehen der Fjøsnisse verzeichnet. Eine rote Mütze und eine weiße Jacke soll sie anhaben, bzw. eine rote Mütze, ein schwarze Jacke, graue Knickerbocker und blau-weiß geringelte Strümpfe.

Bevor nun die modernen Zeiten mit Lichterglanz und Geschenkebergen Einzug hielten, galt die Vor- und Nachweihnachtszeit eher als dunkel, unheimlich und gefährlich. Diese ursprünglichen Vorstellungen lassen sich am ehesten noch in Island und Norwegen zurückverfolgen.

Die wohl gefährlichste Zeit war die nach dem alten Julianischen Kalender längste Nacht des Jahres. In Norwegen mussten bis zur Lussinacht vom 12. auf den 13. Dezember, alle wichtigen Arbeiten auf dem Hof abgeschlossen sein, damit mit den eigentlichen Weihnachtsvorbereitungen begonnen werden konnte. Lussi, eine Art weiblicher Weihnachtstroll, sollte sonst mit ihrem Gefolge über den Himmel gefahren kommen und für reichlich Ärger sorgen. Ihr zur Seite sprangen als Bock oder Schwein verkleidete Jugendliche. Sie zogen von Haus zu Haus und erschreckten vor allem ungezogene Kinder. Der Stall und die Weiden durften bei allem Schabernack nicht betreten werden, denn die Tiere verhielten sich in dieser Nacht besonders merkwürdig. Vor allem wurde ihnen nachgesagt, dass sie sprechen könnten.
Einige Legenden berichten, dass Lussi Adams erste Frau und Mutter aller übernatürlichen Wesen war. Andere Geschichten setzen Lussi mit dem gefallenen Engel Lucifer gleich.

Die wilden, ungezügelten Lussitraditionen vermischten sich später einerseits mit der Feier der Heiligen Lucia am 13. Dezember und den etwas jüngeren Weihnachtsbock-Traditionen, bei denen als Bock verkleidete Kinder singend und um Süßigkeiten bettelnd an den Tagen nach Weihnachten von Haus zu Haus ziehen.

Der unheilvolle weibliche Weihnachtstroll Lussi ähnelt im Charakter sehr der isländischen Grýla. Ihr Name taucht im 12. Jahrhundert im ersten Teil der Sverris Saga auf, die das Leben des norwegischen Königs Sverre Sigurdsson zum Thema hat. Grýla kann mit „Schrecken“ oder auch „Trollfrau“ übersetzt werden. Auch sie steht symbolisch für die dunkle, finstere Jahreszeit. Ab dem 17. Jahrhundert wird sie in Island mit Weihnachten in Verbindung gebracht. Ihre 13 Söhne, die Weihnachtstrolle, sollten ebenso wie die norwegischen Weihnachtsböcke unartige Kinder erschrecken und für Durcheinander und Chaos sorgen. Ab dem 12. Dezember kommt auf Island bis zu,m 24. Dezember jeden Tag ein neuer Troll von den Bergen herab.

Ähnlich wie in den anderen nordischen Ländern wurden auch in Island die Trolle gezähmt. Sie sind heute, analog zur freundlichen Heiligen Lucia und zum Weihnachtsmann, nette Gesellen, die höchstens mal einen Scherz machen.

Quellen: UiT, Jærmuseet pdf

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