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Beitrag vom Samstag, 05. Oktober 2013

So nutzt Norwegen seinen Ölreichtum


Der Statens pensjonsfond utland:

von  Karlheinz Zoth

«Niemand legt das Geld besser an als die Norweger». So titulierte am 15.09.2013 die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und berichtete über den Statens pensjonsfond utland (SPU), einem finanzpolitischen Instrument des norwegischen Staates und dessen nahezu ungeheuere Summe an Kapital, dass die Norweger recht erfolgreich weltweit anlegen.

Der Statens pensjonsfond utland (Staatlicher Pensionsfonds Ausland) ist Bestandteil des Statens pensjonsfond (Staatlicher Pensionsfonds), zu dem auch der Statens pensjonsfond Norge SPN (Staatlicher Pensionsfonds Norwegen) gehört, der bereits im Jahre 1967 durch Gesetz als Folketrygdfondet aufgelegt wurde, um die Mittel der Sozialversicherung gewinnbringend im Inland anzulegen.

Der Statens pensjonsfond utland wurde 1990 eingerichtet und investiert die Einnahmen aus der norwegischen Erdölförderung. 2011 nahm Norwegen mit geförderten 93,4 Millionen Tonnen Platz 15 unter den erdölproduzierenden Ländern ein. Dieser Wert stellte allerdings nur noch ca. 58% der Menge des sogenannten Fördermaximums dar, das bereits 2001 erreicht wurde.

Formell ist das norwegische Finanzministerium Eigner des Fonds, es entscheidet auch über dessen grundsätzliche strategische Ausrichtung. Die Investitionen unterliegen grundlegenden ethischen, sozialen und ökologischen Regeln, die erstmals 2004 als etiske retningslinjer (ethische Richtlinien) eingeführt wurden. Dadurch sind Beteiligungen an etlichen Unternehmen ausgeschlossen, etwa in der Rüstungsbranche oder Tabakindustrie. Die Verwaltung des Fonds obliegt innerhalb dieser Richtlinien der norwegischen Nationalbank. (1)

Der Statens pensjonsfond dient als ein finanzpolitisches Instrument zur langfristigen Anlage der Einnahmen aus der norwegischen Erdölproduktion. Ziel dieses Fonds ist es, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft im Ausland zu investieren und als generelles Instrument staatlichen Sparens zu dienen. Das Vermögen des Fonds soll den Staat allgemein in die Lage versetzen, finanziell aktiv bleiben zu können, um die sozialen Leistungen der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zu sichern.

Die Kapitalinvestitionen des SPU geschehen ausschließlich auf ausländischen Märkten. Damit soll verhindert werden, dass durch einen zu grossen Kapitalzufluss ins Inland die eigene Währung durch eine zu grosse Aufwertung unter Druck gerät. Der SPU umfasst mittlerweile eine ungeheure Summe an Kapital. 2013 wurde ein Vermögen von gut 4,397 Billionen Norwegischen Kronen, umgerechnet ca. 560 Milliarden Euro, verwaltet. (2)

Der SPU ist damit der größte Staatsfonds der Welt und überholte 2011 selbst einen solchen Fondsgiganten wie den Abu Dhabi Investment Authority Fund. (3) 

Neben der absoluten Größe gehört der SPU auch zu den erfolgreichsten Fonds was die Erzielung der Rendite angeht. Realistische Renditeziele, klare Zusammensetzung des Fonds (Portfolio), weltweite Investition, regelmäßige und beständige Anlage auch in Krisenzeiten machen den SPU zu einem der transparentesten Fonds überhaupt.

Die ca. 280 Mitarbeiter, die den Fonds verwalten, haben mittlerweile mehr als 10.000 Wertpapiere im Portfolio des SPU. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf Aktien mit 63,4 % und Anleihen mit 35,7 %. Größter regionaler Anlageschwerpunkt der Aktien sind dabei die USA mit gut 30,9%. Wichtigster Aktienanlegemarkt in Europa ist Großbritannien mit 14,8%. Neben Investitionen in Japan, der Schweiz und Frankreich ist auch eine große Streuung der Aktien auf andere Länder interessant, die mit 35,2 % im Aktienportfolio vertreten sind. Den größten Aktienposten nimmt der Lebensmittelkonzern Nestlé ein. Der SPU ist hier mit ca. 4,9 Milliarden Euro beteiligt, nur um einmal die Dimension des Fonds an einem Beispiel deutlich zumachen. Bei den Anleihen in Währungen liegt der Schwerpunkt eindeutig bei den Dollar- und Euroanleihen, die gut Zweidrittel aller Anleihen im Portfolio darstellen (67,6 %).

In Zukunft wird mit ansteigender Entwicklung des Ölpreises noch mit einem starken Wertzuwachs des Fonds gerechnet. Die Prognose aus dem bereinigten Budget 2012 geht von ca. 621 Milliarden Euro (4641 Milliarden NOK) bis zum Jahr 2015 und von ca. 839 Milliarden Euro (6262 Milliarden NOK) bis zum Jahr 2020 aus. (4)

Das Fondsvermögens beträgt umgerechnet ca. 111.200 Euro pro Norweger. Schon an anderer Stelle wurde hier auf Norwegenservice.net ja davon berichtet, dass das Land im Geld schwimme. (5)

Trotz dieser Summe, die für jeden Norweger sozusagen «auf der hohen Kante» liegt, ist die finanzpolitische Nutzung des Fonds sehr zurückhaltend. Die norwegische Politik folgt der 4-Prozent-Regel, nach der nur maximal 4% des Marktwertes pro Jahr dem Staatshaushalt zugeführt werden sollen. In der Praxis ist der Zufluss in den Staatshaushalt noch eher geringer. Fast möchte man also meinen, in Norwegen legt man die Gewinne aus dem Ölreichtum des Landes nicht nur klug an, man geht damit auch umsichtig um. 

(1) http://www.regjeringen.no/nb/sub/styrer-rad-utvalg/etikkradet/etiske-retningslinjer.html?id=425277

(2) http://www.nbim.no/en/press-and-publications/Reports/2013/quarterly-report-2q-2013/

(3) http://www.adia.ae/En/home.aspx

(4) http://www.nbim.no/en/Investments/Market-Value/forecast-for-the-size-of-thefund-/

 (5) https://www.norwegenservice.net/land-und-kultur/themenspecials/die-hollaendische-krankheit

Allgemeine Fakten des norwegischen Finanzministeriums zum Fonds (Stand: 4. Quartal 2012):

http://www.regjeringen.no/pages/37984857/FaktaflakSPU_4Q2012.pdf

Bericht des norwegischen Finanzministeriums an das Storting zur Verwaltung des Statens pensjonsfond 2012:

http://www.regjeringen.no/nb/dep/fin/dok/regpubl/stmeld/2012-2013/meld-st-27-20122013.html?id=721780

Karlheinz Zoth

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