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Beitrag vom Freitag, 17. April 2020

Norwegens erfolgreiche Corona-Strategie

Norwegens Strategie zur Abwehr des Corona-Virus scheint erfolgreich zu sein. Seit vielen Tagen eine rückläufige Tendenz zu verzeichnen. So sank die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern des Landes, die Zahl der Erkrankten auf den Intensivstationen und die Zahl der beatmeten Patienten. Zudem gibt es immer weniger Neuinfektionen, bei einer im Vergleich mit anderen Ländern sehr geringen Sterberate. (Quelle) Derzeit liegt die Ansteckungsrate bei 0,7. Dies bedeutet, dass pro Infizierten weniger als ein Mensch neu angesteckt wird.

Das Land plant nun eine Lockerung der Maßnahmen, die bislang Grenz-, Schul- und Ladenschließungen umfassten. Restaurants durften teilweise weiter servieren. Einige Gemeinden im Norden des Landes verfügten eine kommunale Quarantäne und riegelten sich ab. Mit Erfolg, gibt es doch nun zahllose Regionen ohne einen einzigen Corona-Fall.

Natürlich bleibt es nun abzuwarten, wie sich die Situation im Bezug auf die gelockerten Maßnahmen entwickeln wird. Regierungschefin Erna Solberg kündigte jedenfalls vorsorglich an, bei einer Verschlechterung der Lage die Maßnahmen wieder zu verschärfen.

Situation in Nordeuropa

Ein Vergleich mit den anderen nordischen Ländern liegt auf Grund einer ähnlichen Kultur und kulturellen Verhaltensweise sowie einer ähnlichen Bevölkerungsdichte nahe.

Island: Auf der Insel gibt es nur sehr lockere Maßnahmen. Viele Schulen sind noch geöffnet, auch Kindergärten. Auch wird durchaus aufgefordert, sich im lande zu bewegen und so die lokalen Tourismusunternehmen zu fördern.
Allerdings hat Island kaum nennenswerte Agglomerationen und ist nur äußerst dünn besiedelt. Zudem wird sehr umfangreich getestet, so dass man Infektionsherde schnell ausmachen und betreffende Personen in Quarantäne senden konnte. Da Island nicht über den Landweg erreichbar ist, konnte der Zustrom an neuen Infektionen aus dem Ausland schnell stark begrenzt werden.

Finnland: Das Land hatte mit die ersten Corona-Fälle in Europa zu verzeichnen. Man ergriff schnell entsprechende Maßnahmen. Eine besonders wichtige Entscheidung war, das größte Ballungsgebiet, nämlich Helsinki, komplett unter Quarantäne zu stellen, eine Maßnahme  die nun wieder aufgehoben werden kann
Finnland zeichnet sich durch eine äußerst geringe Mortalitätsrate aus, die deutlich beweist, dass man die Ausbreitung des Virus ebenfalls sehr gut im Griff hat.
Helfend hinzu kommen die geringe Bevölkerungsdichte und die im Vergleich zu anderen Nationen nur geringe Reisefreudigkeit der Finnen in Richtung anderer europäischer Länder, vor allem im Winter. Insofern gab es nur wenige Österreich- oder Italien-Rückkehrer.

Dänemark: Das Land ist, und das muss beachtet werden, das am dichtesten besiedelte im Norden des Kontinents. Dänemark setzte von allen nordischen Ländern die Corona-Maßnahmen am schnellsten um. Geschäfte, Restaurants und Schulen wurden geschlossen und das öffentliche Leben eingeschränkt. Die Maßnahmen zeigten Erfolg. Die Sterberate ist zwar höher als in Norwegen oder Finnland, aber im europäischen Vergleich immer noch recht gering. Auch kam es wie in den anderen nordischen Ländern auch zu keiner Überlastung des Gesundheitssystems, die Patienten-Zahlen sind rückläufig. Dementsprechend sind nun Lockerungen der Maßnahmen geplant. Bei der Anzahl der Tests lag Dänemark zunächst weit hinten  Mittlerweile wurden die Testkapazitäten aber deutlich erhöht.

Schweden: Die ergriffenen Maßnahmen zählen zu den lockersten weltweit. Verboten sind Versammlungen von über 50 Personen und es wird mit Nachdruck darum gebeten, Abstand zu halten, was jedoch vor allem in Stockholm nur bedingt funktioniert. Schulen, Restaurants, Cafés und Geschäfte sind geöffnet.
Obwohl Schweden bisher nur halb so viele Menschen auf Covid-19 getestet hat wie Norwegen, ist die Infektionsrate doppelt so hoch wie im Nachbarland. Die Kurve zeigt momentan steil nach oben.
Ebenso steigt die Todesrate an. Derzeit liegt die Verdopplungszahl bei rund 7 Tagen.
Auch zeigt die Kurve bei der Zahl der auf Corona zurückzuführenden Krankenhausaufnahmen steil nach oben. Relativ stabil hingegen ist die Zahl der Menschen auf den Intensivstationen des Landes, die momentan auch nicht überlastet sind. Eventuell kommt hier jedoch die hohe Mortalitätsrate ins Spiel. Da das Virus momentan vor allem in vielen Alten- und Pflegeheimen grassiert ist davon auszugehen, dass es einige Menschen erst gar nicht auf die Intensivstationen des Landes schaffen.
Dem Land allgemein zu Gute kommt die geringe Bevölkerungsdichte. Am stärksten betroffen ist der dicht besiedelte Raum Stockholm.
Ein Vergleich zu Norwegen:
Sterberate: 8x höher; Zahl der Corona-Patienten im Krankenhaus: 10x höher; Zahl der Patienten auf Intensivstationen: 7x höher; Infektionsrate: doppelt so hoch, bei halb so vielen Tests.
Vergleich zu Dänemark: 4x, 6x, 6x, Infektionsrate doppelt so hoch bei etwas weniger Tests als in Dänemark.

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