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Beitrag vom Dienstag, 30. September 2014

Traumziel Bohrinsel

Beim Stichwort „Trauminsel“ werden die meisten Menschen wohl kaum eine Bohrinsel vor Augen haben. Und dennoch träumen viele Menschen davon, ihr Glück auf einer Bohrinsel zu finden. Neben stahlharter Arbeit winken dort auch ein sattes Gehalt und reichlich gut bezahlter Erholungsurlaub. Einige der beliebtesten Traumziele im Offshore-Bereich liegen, wenn wundert es, vor der Küste Norwegens.

Die Jagd auf die Öl- und Gasvorkommen der Nordsee begann in den 70er-Jahren und brachte Norwegen den Wohlstand, den wir heute kennen. Viele der kleinen norwegischen Fischerstädtchen sind so im Laufe der Jahre zu modernen Ölmetropolen geworden. Neben den Norwegern wollen auch andere ihren Teil vom „Gold der Meere“, Dänemark, Großbritannien und Deutschland haben sich die Nordsee in Sektoren aufgeteilt. Die Norweger haben es mit ihrem Teil aber besonders gut getroffen: Schätzungen zufolge befinden sich im norwegischen Sektor über 50 Prozent der Ölreserven und über 40 Prozent der Gasvorkommen.

Schwimmende Städte

Mittlerweile tummeln sich auf der Nordsee über 450 Bohrinseln und Förderplattformen. Sie haben phantastische Namen wie Sea Troll oder Byford Dolphin und gleichen schwimmenden Städten. Auf den größten von ihnen leben und arbeiten bis zu 1.000 Menschen. Die meisten Inseln sind mobil und wechseln nach einigen Bohrungen die Position, um weitere Vorkommen zu erschließen. Nur über größeren Ölfeldern werden stationäre Förderungsanlagen errichtet. So verdankt die Gasförderungsplattform Sea Troll ihren Namen dem Troll-Gasfeld, aus dem sie seit 1995 Erdgas fördert. Mit einer Gesamthöhe von 472 Metern und einem Gewicht von 656.000 Tonnen ist sie die größte Bohrinsel der Welt. Außerdem kann sie noch einen weiteren, kuriosen Rekord für sich verbuchen: Die britische Sängerin Katie Melua gab 2006 am tiefsten Punkt der Plattform, 303 Meter unter dem Meeresspiegel, ein Konzert für die Besatzung. Das Ereignis ging als das „tiefste Konzert, das jemals stattfand“, in das Guinnes-Buch der Rekorde ein

Harte Arbeit, gutes Geld

Auf den Bohrinseln werden weitaus mehr Menschen gebraucht als die hochspezialisierten Bohrtrupps. In den schwimmenden Fabriken gibt es Arbeit für die unterschiedlichsten Berufsgruppen, von denen viele gar nichts mit dem Bohren zu tun haben. Von Elektrikern über Gerüstbauer, Geologen, IT-Ingenieuren und Chemikern bis hin zu Ärzten, Köchen und Reinigungskräften.
Egal in welcher Position, die Arbeit auf einer Bohrinsel ist körperlich äußerst anspruchsvoll. Wenn Fehler auftreten, kann der Schaden schnell in die Millionen gehen. Von den Arbeitern ist also höchste Wachsamkeit und Präzision verlangt, sie müssen auf engstem Raum perfekt zusammenarbeiten. 12-Stunden-Schichten sind die Regel, meist zwei Wochen am Stück, die man komplett auf der Bohrinsel verbringt.

So hart die Arbeit ist, so gut ist sie bezahlt. Als einfache Hilfskraft kommt man oft schon auf 3.000 Euro im Monat, als Bohrgeräteführer können es bis zu 7.000 sein. Außerdem wird man für jeden der harten zweiwöchigen Arbeitseinsätze mit einem bezahlten Urlaub belohnt, der mindestens genauso lang, oft sogar noch länger ausfällt. So ergibt sich, je nach Beruf und Position, ein Einkommen, dass oft doppelt bis dreifach so hoch ist wie auch dem Festland. Kein Wunder, dass sich nicht nur die Norweger für diese Stellenangebote auf den Bohrinseln interessieren. Vielen in Deutschland kommt das so unwahrscheinlich vor, dass sie sich fragen, ob die Geschichte von den Inseln, auf denen man sich mit harter Arbeit eine goldene Nase verdienen kann, wirklich Realität oder doch nur ein Traum ist.

Ein heißt begehrtes Traumziel

Wie jedes echte Traumziel sind auch die Bohrinseln nicht leicht zu erreichen. Um den enormen körperlichen Belastungen gewachsen zu sein, muss man eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Ausschließlich 18 bis 50-Jährige können sich bewerben, die keinerlei gesundheitlichen Probleme haben, topfit und belastbar sind und sehr gut Englisch sprechen, im Idealfall auch Norwegisch. Neben der eigenen Ausbildung und Berufserfahrung, die man mitbringen muss, müssen für die Arbeit auf der Bohrinsel außerdem spezielle Sicherheitskurse absolviert werden, die man im Voraus selbst bezahlt.

Das Risiko ist es vielen wert. Auch wenn der Goldrausch in der Nordsee seit einigen Jahren schon wieder leicht am Abklingen ist, sind die Arbeitsplätze auf den Bohrinseln immer noch heißt begehrt. So seltsam das klingen mag: Die schwimmenden Inseln aus Stahl und Beton zählen wohl nach wie vor, auch in Deutschland, zu den beliebtesten Traumzielen in Norwegen.

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