Ein Wochenende als norwegischer Fischer

Beitrag vom Mittwoch, 25. März 2015

Ein Wochenende als norwegischer Fischer

Was jagt mich am Samstag (und Sonntag!) früh um 6 aus dem Bett? Ich hatte eine volle Arbeitswoche, ein ruhiges Wochenende mit langem Schlaf wäre mehr als verdient, aber irgendwie stehe ich tatsächlich auf, schmeiße mich in warme Klamotten und frühstücke. Dann springe ich in meine Gummistiefel und dann in einen Kleintransporter und es geht runter zum Hafen. Es ist noch ganz still, aber die Sonne geht schon auf (Apropos: Endlich wieder Sonne, schon wenn ich aufstehe!).

Es ist eigentlich nicht kalt und wird im Laufe des Tages noch viel wärmer und schöner werden. Wir fahren raus aus dem Hafen und auf Skogsholmen zu (eine der beiden Inseln vor dem Ort). Wir holen eine weiße Boje aus dem Wasser und dann geht es los mit dem Einholen des Netzes. Nach einer Weile kommt das grüne Netz und darin alle möglichen und auch ein paar unmögliche Fische (= Knurrhähne – mit Gift – kein Spaß). Schon beim Einholen verdient man sich sein Mittagessen. Das Netz und einige der Fische sind wirklich schwer. Sobald das Netz drin ist, wird eine Metallschiene im Boot ausgelegt, über die das Netz gezogen wird, um es zu ordnen und Fisch für Fisch rauszuholen. Die richtigen Angler unter euch wissen sicher, wie Fische sich so verhalten, wenn sie gefangen werden und dass die verschiedenen Arten da sehr unterschiedlich sind. Ich meine das auch in unserem Netz erkannt zu haben. Einige waren mit dem Kopf reingeschwommen und ab da an können sie sich nicht mehr viel bewegt haben und andere waren komplett in das Netz eingewickelt. Wie in einem riesigen grünen Kokon (bis hin zu: Fischart fast erst erkennbar, wenn dreimal ausgewickelt). Die Knäule könnt ihr euch vorstellen, aber man bekommt es tatsächlich entwirrt. Hätte ich nie gedacht, aber es geht. Und dann die Sonne in diesem Grün, die Möwen, die sich über die ersten Fischreste hermachen, das Meer zum Glück komplett still und am Ende die Adler! Außerdem durfte ich das Boot zurücksteuern. Was bin ich doch für ein Glückspilz, dass ich so was erleben darf. Wie beim Pilzesammeln kommt die richtige Arbeit erst ganz am Ende. Ca. 3h Filetieren und dann die Küche wieder irgendwie in einen Normalzustand zurückversetzen.
Und dann kam Sonntag. Noch eine halbe Stunde früher raus, damit nicht alles von dem aller ekligsten Ding, das ich je gesehen habe, aufgefressen wird (Schaut mal slimål nach. Oder vielleicht doch lieber nicht. Das Viech frisst alles bis auf die Haut und lässt nur ekligen Schleim übrig. Ughhhh!)

Sonntag war es merklich kälter schon als wir am Hafen ankamen. Auf einmal hatten wir eine dünne Schicht Eis auf dem Meer und zwischendurch sind wir rückwärts wieder rausgefahren, weil unser Kutter nun nicht so ganz als Eisbrecher geeignet ist. Spannend, kribbelig, irre! Als wir endlich bei der ersten Boje angekommen waren und das Seil ein Stück drin hatten, wurde es plötzlich ganz leicht. Netz ab. Mist! Also sind wir erstmal weiter zum zweiten Netz, um wenigstens da die Fische vor dem slimål zu bekommen. Auf dem Weg zur Boje mussten wir uns dann doch ganz langsam durchs Eis brechen. Aber hier ging dann alles gut. Aber nach einigen Metern hatten wir einen riesigen Heilbutt im Netz. Ich sage nur: Der alte Mann und das Meer. Zum Glück haben wir es zu zweit geschafft, ihn rauszubekommen. Wasfür ein Viech. Ich war schon bei dem Leng und dem Steinbeißer am Tag davor hin und weg und dann auf einmal das! Nachdem das geschafft war, sind wir mit einem Hacken losgezogen, um das andere Netz zu finden. Hin und her und hin und her haben wir den Hacken über den Meeresboden gezogen und doch echt dieses Netz gefunden! Zwei so unterschiedliche Tage und doch alles gutgegangen. Da hab ich glatt angefangen Seefahrerlieder zu singen. „Tag für Tag geht an uns vorbei. Legt das Boot in den Wind“ und die Geschichte vom Fischer und sin Fru zu erzählen.
Und damit war der Tag noch nicht vorbei. Diesmal durfte ich auch noch mit zu meiner lieben Fischergastfamilie heim und habe gelernt, wir man Fischklöße macht. 10kg haben wir an dem Nachmittag gemacht. Kurz um: Ein perfektes Wochenende! :D

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