Glueck in der norwegischen Huette

Beitrag vom Dienstag, 21. März 2017

Glück auf Norwegisch

Seit gestern nun ist es bekannt, dass 2017 Norwegen das glücklichste Land der Welt ist. Doch was macht dieses Glück nun aus?
Zunächst einmal ist natürlich auch in Norwegen nicht alles Gold, was glänzt. Fragt man Norweger nach den nervigsten Dingen im Leben, so kommen schnell Klagen über schlechte Straßen, hohe Preise und ein Gesundheitssystem, das gerade bei der Versorgung auf dem Land und den Wartezeiten auf Behandlungen noch Reserven hat.
Auf der anderen Seite scheint es wahrscheinlich im Land der Fjorde vielen Menschen möglich zu sein, diese Probleme ins Verhältnis zu setzen und bewusst oder unbewusst den Schluss zu ziehen, dass diese im Vergleich mit anderen Ländern, nicht immer, aber oft, von eher geringem Ausmaß sind.

Ein entscheidender Faktor für das Glück in Norwegen ist ganz sicher die Art, das Leben zu nehmen. Das Wort hygge machte da in den letzten Jahren die Runde, als Dänemark die Glücks-Liste anführte. Hygge, ein Wort, das es im Dänischen, wie im Norwegischen gibt, bedeutet so viel wie Gemütlichkeit. Es wird jedoch etwas anders als im deutschen ausgelegt und meint somit eben nicht Spitzendeckchen auf dem Tisch und röhrende Hirsche an der Wand, sondern die Kunst, Arbeit und Stress nicht in den Vordergrund zu stellen und das Leben, oft auf einfache Art und Weise, zu genießen.
Im Norwegischen existiert noch ein zweiter, häufiger verwendeter Begriff, nämlich kos, der dieses Lebensgefühl deutlich machen lässt. Nehmen wir beispielsweise hyttekos, also das Leben in der Ferienhütte, von denen weit über 400.000 im Land gibt. Man zieht sich zurück, genießt Wanderungen (turkos) und ausgedehnte Skitouren (skikos), atmet tief durch und spürt die Kraft der Natur. Abends wird der Kamin angeheizt und man gibt sich bei einem guten Buch, dem peiskos hin, also dem Genuss vor dem Kamin.
Übrigens, man unterscheidet im Norwegischen zwischen zwei Arten des Glücks, was durchaus bezeichnend und interessant ist. Flaks bezeichnet das Glück, das einem spontan zufällt, also unter anderem durch einen Lottogewinn. Untersuchungen zeigen jedoch, dass dieses eben oft materielle Glück zwar die Grundlage für ein gutes, sorgenfreies Leben legt, aber nicht automatisch zur höheren Stufe des Wohlbefindens führt, nämlich dem lykke. Dieses tritt ein, wenn man sich selbst, tief im Inneren, glücklich fühlt. Verursacht wird dieses Glück zu 50 % durch die Gene und durch angeborene Persönlichkeitseigenschaften. Die restlichen 50 % beruhen auf sozialen Interaktionen, Freizeitbeschäftigungen, der Arbeit und der Spiritualität, also dem Glauben, an Gott oder auch einfach an die Mitmenschen. Und da zeigt die aktuelle Studie nun eindeutig, dass hier Norwegen punkten konnte. Man ist (meistens) materiell gut abgesichert, hat überwiegend Vertrauen in seine Mitmenschen, nimmt aktiv an körperbetonten Freizeitbeschäftigungen teil und ist überwiegend mit der ausgeübten Arbeit zufrieden, die sich in ihrem Zeitmanagement (meist) an der Familie und nicht an der absoluten Gewinnmaximierung orientiert.

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