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Beitrag vom Donnerstag, 14. Juni 2018

Roamingfalle auf der Color Line

Vor einigen Tagen hatte ich noch vor dem Datenroaming auf Schiffen gewarnt. Der Grund dafür war, dass mir bei der Überfahrt mit der Color Line von Kiel nach Oslo hohe Kosten entstanden, einzig und allen, weil mein Telefon nicht offline war und sich in das Netz des Schiffes einwählte. Obwohl ich mein Handy an Bord definitiv nicht nutze, jedoch stets und ständig automatisch Daten ausgetauscht werden, entstanden Kosten von 350 Euro. Im Nachhinein muss ich sagen „nur“, denn eine deutsche Familie hatte da vor einigen Tagen deutlich mehr Pech.

Wie in den Zeitungen zu lesen war, hatten die Berliner eine Color-Line-Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo gebucht. Ihr 12-jähriger Sohn nutzte das maritime Schiffsnetz und schaute ein paar Videos. Der verbrauch lag bei 470 MB, wodurch unfassbare 12.000 Euro an Kosten anfielen. Auch wenn nun der Mobilfunkanbieter aus Kulanz auf 5000 zurück gegangen ist, ist die Zahl trotzdem extrem hoch.

Zustande kommen solche Summen durch die exorbitanten maritimen Internet-Preise. 1 Megabyte schlägt mit 25 Euro zu Buche. Wohl gemerkt, allein ein Foto hat 3-5 MB. 25 Euro sind für mich eine Zahl jenseits von Gut und Böse, die man so selbst mit viel Phantasie nicht erwarten kann. Die äußerst hohen Gebühren gelten natürlich nicht nur auf der Color Line, sondern auf allen Schiffen und Fähren. Der Anwalt der Familie will nun wegen Sittenwidrigkeit klagen. 

Und die Color Line? Nun, die Fährgesellschaft legt nicht die Preise fest. Für diese sind der Betreiber des maritimen Netzes, in dem Falle Telenor, und die Telefongesellschaft zuständig. Aber die Fährgesellschaft hat in meinen Augen die Pflicht, vor dieser wirklich extremen Kostenfalle zu warnen. Und ich persönlich finde, dass die Color Line dies nicht in ausreichendem Umfang tut. Zwar sind auf der Homepage Hinweise zu finden, nur lesen die sich in meinen Augen so, als ob man im schlimmsten Falle vielleicht mit 20 – 30 Euro zu rechnen hat. Ich zitiere mal eine Stelle: „Um weitere unerwartete hohe Kosten zu vermeiden, seien Sie vorsichtig mit dem Herunterladen von eBooks, Musik, Filmen etc.“ Gut, im Umkehrschluss heißt das für mich, dass normales Surfen oder der Abruf von Nachrichten durchaus finanzierbar ist. Ist es aber nicht. Wie gesagt, ich hatte mein Handy lediglich an. Und ohne Nutzung des Internets kamen ein paar MB zusammen und ich muss 350 Euro zahlen.

An den Color Line Anlegestellen oder an der Rezeption an Bord ist übrigens keinerlei Hinweis zum Thema Roaminggebühren zu finden! Es wird lediglich auf das ebenfalls sehr teure kostenpflichtige WLAN verwiesen. Da dieses für 24 Stunden 17 Euro kostet und im Gegensatz zum Schiffsnetz, so ist in Artikeln zu lesen, deutlich langsamer ist, ist es nur logisch, dass z.B. die Berliner Familie das mobile Netz nutzte. Es stand vielleicht der Gedanke dahinter: „Gut, dann zahlen wir eben mal 10-15 Euro, ist immer noch billiger als das WLAN.“

Wie ich oft hörte, erwarten viele Reisende, dass die neue EU-Roaming-Regelung, die surfen im Ausland zum Heimattarif ermöglicht, eben wirklich in GANZ Europa gilt. Das tut sie auch, aber eben NUR auf dem Festland. Und genau das wissen und erwarten sehr viele Menschen nicht.
Klar, man kann erwarten, dass man sich zum Thema Roaming auf Schiffen informiert. Hab ich auch nicht getan, unter anderem, weil ich davon ausging, dass ein Internetzugriff auf der Fähre gar nicht möglich ist. So war es nämlich, wie mir die Color Line bestätigte, bis Mitte 2016 auch.

Wenn man sich nun also nicht informiert hat, weil man von falschen Voraussetzungen ausging oder nachlässig war, so darf man sich natürlich nicht beschweren, wenn zusätzliche Kosten entstehen. 1 Euro pro MB, vielleicht auch 2 oder 3 Euro. Das sind noch immer sehr heftige Preise und es tut beim Blick auf die Rechnung dolle weh, aber gut, Strafe muss sein. 25 Euro für ein Megabyte sind hingegen für mich ein selbst mit wildester Phantasie nicht erwartbarer Preis und übelste Abzocke. Wohl gemerkt, dieses Wort verwende ich nur äußerst selten.

Der Color Line ist das Problem bekannt, aber es scheint die Reederei nicht weiter zu interessieren. Ein paar Informationen konnte ich an der Rezeption an Bord erhalten. Das abschließende Fazit war dort: „Das ist doch alles bekannt und dafür sind wir am Ende nicht zuständig.“ Auf mehrere Mailanfragen an den Kundenservice hat die Color Line bis heute nicht reagiert.

Nochmal zum Abschluss: Beachtet unbedingt folgende Hinweise zum Datenroaming auf Schiffen und Fähren.

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